Interview mit Klaus-Philipp Felderer, CEO, Felderer AG

Die Felder AG mit Sitz in Feldkirchen bei München ist Lüftungsgroßhandel und Hersteller. Das Sortiment rund um Ventilatoren, Rohrsysteme, Filtertechnik und Brandschutzklappen umfasst 2.500 Lagerprodukte, 30.000 Katalogprodukte, 200.000 Online-Produkte und 1,5 Millionen Industrieprodukte.

Das Motto: Wir bringen unserer Welt gesunde Luft.

Herr Felderer, Ihr Unternehmen lebt von hoher Verfügbarkeit und schneller Lieferung. Da kommen viele Logistik-Kilometer zusammen. Was ist Ihre Motivation, den CO2-Fußandruck für die Transporte zu kompensieren?

Auch im B2B Bereich hat sich die Erwartungshaltung unserer Kunden an Logistik und Verfügbarkeit den privaten Erwartungen an den Online-Handel angeglichen. „Alles sofort“ ist der aktuelle Maßstab. Umweltaspekte, aber auch kritische Prozesskostenbetrachtung – jeder Bestellvorgang kostet auch unseren Kunden Geld – spielten in den letzten Jahren keine Rolle. Wir wollten die Klimafolgen dieser Logistik zunächst für uns sichtbar machen. Eine Kompensation ist für Felderer einerseits ein schnell umsetzbarer Beitrag zur aktiven Klimaschutzpolitik. Andererseits entsteht durch die kontinuierliche Messung der CO2-Emission der Antrieb, bessere, klügere, verträglichere Logistiksysteme zu entwickeln und dafür auch bei unseren Kunden die notwendige Akzeptanz zu schaffen: Aus einem ethischen Ansatz heraus, aber auch aus ganz simplen kostenrechnerischen Gründen.

 

Wie wurden die CO2 Emissionen berechnet, wie hoch war der Aufwand für ein Unternehmen wie die Felderer AG mit einer gewissen Größe und verschiedenen Standorten? Würden Sie das anderen Unternehmern empfehlen?

Nach ersten eigenen Schätzungen haben wir uns entschlossen, einen professionellen und damit auch transparenten Weg zu gehen. Wir haben die Ermittlung der Emissionen gemeinsam mit der Organisation myclimate durchgeführt. Myclimate verfügt als unabhängiger Berater über eine hohe Reputation und macht die Daten transparent, nachvollziehbar und vergleichbar. Hilfreich war in diesem Prozess natürlich, dass Felderer über eine sehr umfassende Datenbasis zu allen Unternehmensprozessen verfügt, also auch über unsere Logistikleistungen.
Wir können ein solches Vorgehen uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich kann Ihnen versichern, dass die Jagd nach CO2-Emissionen im eigenen Unternehmen Spaß macht und einen neuen Blick auf das eigene Unternehmen ermöglicht.

 

Warum haben Sie sich für MoorFutures Klimaschutzzertifikate aus Schleswig-Holstein entschieden?

Wir waren auf der Suche nach einem interessanten Projekt in Deutschland, das sich für uns und unsere Partner nicht so abstrakt darstellt, sondern greifbar ist. So sind wir im Rahmen einer Recherche auf Moore gestoßen: Um ehrlich zu sein, hatte keiner von uns auch nur eine vage Vorstellung davon, wo ein Zusammenhang zwischen Mooren und CO2-Emssionen besteht. Bei näherer Betrachtung waren wir dann von der Idee der MoorFutures total begeistert. Klimaschutz vor unserer Haustüre, ein komplexes, spannendes Projekt, das Klima- und Artenschutz verbindet und ein hohes Maß an Überprüfbarkeit und Seriosität. Genau das passt zu unserem Unternehmen.

 

Die Felderer AG ist stark von Werten geprägt. Neben sozialem Engagement im Unternehmen, bei Oxfam, Anti-Rassismus-Kampagnen und der Daniel Barenboim-Stiftung liegt ein weiterer Fokus auf der ökologischen Nachhaltigkeit. Wie wird das im Unternehmen gelebt, welche Maßnahmen setzen Sie noch um?

Die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit hat unseren sportlichen Ehrgeiz geweckt. Aus allen Ecken unseres Unternehmens kamen plötzlich Hinweise, womit wir uns noch beschäftigen könnten und welche Projekte eigentlich schnell und gut umsetzbar sind.

  • Wir werden bis Ende 2021 alle Felderer-Standorte auf ÖkoStrom umgestellt haben
  • Wir stellen seit Januar 2021 innerhalb von knapp drei Jahren alle Dienstfahrzeuge des Unternehmens auf reine Elektro-Fahrzeuge um
  • Wir haben zum 2. Quartal 2021 alle Paketsendungen auf UPS carbon free umgestellt
  • Wir installieren im Laufe des Jahres 2021 smarte Steuerungen an unseren Büro-Heizungen und senken damit drastisch unseren Energieverbrauch für Heizungen
  • Durch Abschaffung der Präsenzpflicht an allen unseren Bürostandorten reduzieren wir die Fahrten unserer Kolleginnen und Kollegen zum Arbeitsplatz erheblich und damit die Emissionen
  • Wir haben im ersten Halbjahr 2021 alle Leuchtstoffröhren unserer Logistikcenter gegen LED-Röhren ausgetauscht und senken damit den Beleuchtungsstromverbrauch stark, weil wir sehr viele Röhren haben.

 

Nachhaltigkeitsmanager/-management

•          Ökostrom

•          Büroausstattung

•          Dienstfahrten mit der Bahn, keine Kurzstreckenflüge

•          UPS Green Label

•          ISO 14001, EMAS-Zertifizierung

 

Solche Maßnahmen verursachen zusätzliche Kosten. Wie sehen Sie dabei Ihre Rolle als Unternehmer?

Investitionen in Nachhaltigkeit sind einerseits ein Feld, auf dem ein Unternehmer aber auch ein Unternehmen einen gesellschaftlichen Beitrag leisten muss. Unternehmen und Unternehmer haben im Idealfall eine starke Vorbildfunktion und können bei Mitarbeitern, Kunden und Partnern die Akzeptanz für gesellschaftlich und politisch notwendige Veränderungsprozesse schaffen. Auf der Anderen Seite sind Investitionen in Nachhaltigkeit oft auch betriebswirtschaftlich sinnvoll. Weniger Verbrauch, schlankere, intelligentere Prozesse. Weniger Reisetätigkeit durch digitale Kommunikationsprozesse. Das alles sind Zukunftsinvestitionen, die auch einen Return on Invest bewirken.

Wir treten damit den Beweis an, dass nachhaltiges Handeln und Investieren immer auch wirtschaftliches Handeln ist. Das Spielfeld der Unternehmer.

 

Vielen Dank Herr Felderer für das Interview.


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