FAQ
Häufig gestellte Fragen
freiwilliger Kohlenstoffmarkt & naturbasierte Lösungen
1. Erhalten die Käufer:innen beim Kauf von MoorFutures eine Spendenquittung?
Da die MoorFutures für die Käufer:innen einen Gegenwert in Form eines Zertifikates über die Anzahl der durch den Kauf stillgelegten Tonnen CO2 erbringen, haben sie nicht den Charakter einer Spende und somit kann auch keine Spendenbescheinigung ausgestellt werden.
2. Was ist Doppelzählung?
Es werden drei Formen der Doppelzählung unterschieden, die für alle Projekte im freiwilligen Kompensationsmarkt gelten:
- Mehrfache Ausgabe („double issuance“): Eine Minderungsleistung wird nach verschiedenen Standards gewertet und mehrfach verkauft. Eine Minderungsleistung erzielt demnach mehrere Gutschriften. Ein Standard und eine Bezifferung der Zertifikate bzw. Gutschriften beugt dieser Form vor.
- Mehrfache Nutzung („double use“): Eine Minderungsleistung wird mehrfach an verschiedene Kundinnen und Kunden verkauft. Ein Stilllegungsregister, in dem verkaufte Minderungsleistungen gelöscht werden, beugt dieser Form vor.
- Mehrfache Inanspruchnahme („double claiming“): Eine Minderungsleistung wird von mindestens zwei Parteien beansprucht. Ein Unternehmen erwirbt also bspw. eine Minderungsleistung und rechnet diese in der eigenen Bilanz an, gleichzeitig rechnet sich aber auch der Staat diese Minderungsleistung an. Eine der Parteien muss zur Vorbeugung dieser Form freiwillig auf eine Anrechnung dieser Leistung verzichten.
3. Wie wird bei MoorFutures die Doppelzählung vermieden?
Die ersten beiden Formen der Doppelzählung vermeiden MoorFutures, indem streng nach dem MoorFutures-Standard gehandelt wird. Jedes MoorFutures erhält eine Zertifikat-Nummer (Vermeidung von mehrfacher Ausgabe) und für jedes Projekt ein Stilllegungsregister geführt wird (Vermeidung von mehrfacher Nutzung).
Die Vermeidung der mehrfachen Inanspruchnahme ist etwas komplexer, da in Deutschland jegliche Minderungsleistungen automatisch in die Bilanz des Landes einfließen. Hintergrund hierfür ist das Pariser Klimaabkommen. Bisher gibt es keine Mechanismen, durch die das Land freiwillig auf die Anrechnung dieser Minderungsleistung verzichtet und diese für den freiwilligen Kompensationsmarkt freigibt. Ein Verkauf dieser freiwilligen Minderungsleistungen zur Anrechnung in der eigenen Bilanz ist demnach nicht mehr möglich, da eine Doppelzählung in dieser Form nicht ausgeschlossen werden kann. Das gilt für alle freiwilligen Klimaschutz-Zertifikate aus Deutschland und allen 198 Ländern, die Teil des Klimaabkommens von Paris sind (Stand 30.07.2025).
MoorFutures stellt daher das freiwillige Engagement für den Klimaschutz und die Förderung nachhaltiger Moorschutz-Projekte in den Vordergrund.
Dabei ist deutlich hervorzuheben, dass MoorFutures ohne die freiwillige Unterstützung aus der Gesellschaft nicht umgesetzt würden. Käufer:innen leisten mit dem Erwerb von MoorFutures einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigen Klimaschutzprojekt und übernehmen damit Verantwortung, sei es aus persönlicher Überzeugung oder im Rahmen der Corporate Responsibility.
Gern unterstützen wir bei der Kommunikation. Sprechen Sie uns an.
4. Klimaneutral mit MoorFutures – geht das?
Wir verweisen an dieser Stelle auf das Urteil des Landgerichts Karlsruhe aus dem Sommer 2023 auf eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH). In dieser wurde entschieden, dass Produkte nicht mit den Begriffen „klimaneutral“ und „umweltneutral“ beworben werden dürfen, da dies zu einer Irreführung der Verbraucher:innen führe.
Klimaschutz-Projekte, wie auch die MoorFutures, können daher keine „Klimaneutralität“ gewährleisten. (Stand 30.07.2025)
Stattdessen können Kund:innen beim Erwerb von MoorFutures ihr freiwilliges Engagement für Natur und Klima kommunizieren. Sie unterstützen mit dem Kauf unmittelbar die Umsetzung eines nachhaltigen und zertifizierten Moorschutz-Projektes, das ohne die freiwillige Unterstützung aus der Gesellschaft nicht umgesetzt würde.
5. Haben MoorFutures den Gold Standard?
Der Gold Standard ist ausschließlich für Projekte aus den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz entwickelt worden. Zertifizierungsoptionen von Landnutzungsprojekten, wie z.B. der Moorwiedervernässungen gibt es nicht, werden aber derzeit entwickelt. Der MoorFutures-Standard basiert auf langjähriger Forschung und wurde in Deutschland als erster Standard speziell für Moorrenaturierungen entwickelt. Durch klare Anforderungen an Methodik, Dauerhaftigkeit und Wirkung hebt sich der Standard in der Praxis deutlich ab. Die ihm zugrundeliegende Methodologie wurde dadurch auch als Grundlage für die Richtlinie "Carbon Removal Certification Framework" (CRCF) der EU herangezogen.
6. Was sind naturbasierte Lösungen (NbS)?
Naturbasierte Lösungen (Nature-based Solutions, NbS) oder auch „natürlicher Klimaschutz“ zielen darauf ab, Funktionen unserer Ökosysteme wiederherzustellen und damit einen Nutzen für Natur, Umwelt und den Menschen zu schaffen.
Solche Projekte umfassen bspw. Moor-Wiedervernässungen, Waldumbau und Erstaufforstung, die Wiederherstellung von Küstenökosystemen aber auch die Ausweitung von städtischen Grünflächen oder sogenannte Agroforstsysteme.
Mit diesem integrierten Ansatz soll ein Beitrag zum Klimaschutz und der Klimawandelanpassung, verbunden mit einem Beitrag zum Erhalt und Verbesserung der biologischen Vielfalt und der Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) geleistet werden.
7. Was macht die Wiedervernässung von Mooren zu einer naturbasierten Lösung?
Die Wiedervernässung entwässerter Moore, wie sie bei MoorFutures stattfindet, leistet einen vielfältigen Beitrag ganz nach dem integrierten Ansatz der naturbasierten Lösungen (s. FAQ 6) und gilt damit als eine Art Vorzeigebeispiel in diesem Zusammenhang.
Moorschutz-Projekte wie MoorFutures verringern bspw. die Treibhausgas-Emissionen und leisten damit einen lokalen Beitrag zum Klimaschutz, der global wirkt. Außerdem werden durch Moorschutz-Projekte Lebensräume wiederhergestellt, in denen sich eine besondere und hochspezialisierte Artenvielfalt einfinden kann. Das wiederum hat positive Auswirkungen auf unsere Umwelt, die wir erleben können. Sei es durch Beobachtung besonderer Tier- und Pflanzenarten oder beruhigende Spaziergänge auf Bohlenwegen im Moor.
Allgemeines zu Mooren & Moorschutz
1. Was sind Moore?
Moore können unterschiedlich definiert werden. Landschaftsökologisch sind Moore Landschaften, in denen Torf gebildet wird. Betrachtet man sie bodenkundliche & geoökologisch sind Moore Standorte mit Böden aus mindestens 30 cm Torf einschließlich mineralischer Schichten und Mudden. Geobotanisch spricht man Feuchtlebensräume, die eine torfbildende Vegetation aufweisen, als Moore an. Allen Definitionen gemein ist der Torf, ein organisches Substrat mit einem hohen Anteil (mind. 30 % Trockenmasseanteil) organischer Substanz. Dieser entsteht an Orten, an denen ein Wasserüber-schuss in der Landschaft dafür sorgt, dass Pflanzenbestandteile durch einen Mangel an Luftsauerstoff nicht vollständig zersetzt werden.
2. Welche Funktion haben Moore im Ökosystem?
Intakte und naturnahe Moore erfüllen unterschiedliche Funktionen im Ökosystem. So wirken sie regulativ auf den Landschaftswasserhaushalt, indem sie Wasser in Zeiten des Überschusses aufnehmen und dieses in Zeiten eines Mangels auch wieder langsam in die Umgebung abgeben können. Ähnlich einem Schwamm in der Landschaft. Darüber hinaus bieten Moore besonderen und mitunter hoch-spezialisierten Arten, wie dem Sonnentau oder einer Vielzahl an Tierarten, einen Rückzugs- und Lebensraum. Moore werden auch als „Nieren der Landschaft“ bezeichnet, da sie Nähr- und Schadstoffe im Torf fixieren und damit immobil machen können. So werden angrenzende Gewässer vor einer Belastung geschützt. Zentral im Rahmen der politischen Diskussion und Fokus der MoorFutures ist der Beitrag zum Klimaschutz, den Moore durch den Einbau von Kohlenstoff in den Torfkörper leisten. Sie sind im naturnahen und intakten Zustand eine bedeutende Kohlenstoff-Senke. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wiedervernässung von Mooren eine bedeutende naturbasierte Lösung bei der Begegnung der Klimakrise und des Biodiversitätsverlusts ist.
Leider sind rund 92% der Moore in Deutschland heutzutage entwässert und können diese wichtigen Funktionen damit nicht mehr erfüllen.
3. Welche Wirkung haben trockengelegte bzw. entwässerte Moore auf unser Klima?
Moore bestehen aus Torf, der große Mengen Kohlenstoff in organischer Form gebunden hat. Der Torf ist durch die hohen Wasserstände vor einer Zersetzung durch den Sauerstoff in der Luft geschützt. Im intakten Zustand bilden Moore eine natürliche Kohlenstoffsenke.
Sinken die Wasserstände infolge der Entwässerung von Mooren, gelangt der Sauerstoff in der Luft an den Torf und reagiert dort mit dem gebundenen Kohlenstoff zu Kohlendioxid, einem der bedeutendsten Treibhausgase. Durch die Entwässerung wird das Moor zu einer wesentlichen CO2-Quelle, die Kohlenstoff, der jahrtausendelang im Torf gespeichert war, in kurzer Zeit in Form von CO2 in die Atmosphäre entlässt.
Um es mit Zahlen ein wenig konkreter auszudrücken: Moore bedecken weltweit eine Fläche von etwa 3 % der Landflächen und speichern dennoch beinah doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde, die rund 27 % der Landfläche ausmachen.
4. Welche Wirkung hat die Wiedervernässung eines Moores auf unser Klima?
Bereits direkt nach der Wiedervernässung der Projektflächen wird der Abbau des Torfes zu Kohlendioxid gestoppt. Allerdings gibt es in der Anfangsphase der Moorregeneration zusätzliche Prozesse, bei denen das ebenfalls klimarelevante Methan durch den Abbau der auf der Fläche vorhandenen Biomasse entsteht. Dieser sogenannte Methanpeak ist bereits in die jährlichen Einsparpotentiale eingerechnet. Dadurch steigt das Einsparpotential nach einigen Jahren an. Generell gilt: Wiedervernässte Moore vermeiden kontinuierlich, über die Projektlaufzeit von 30-50 Jahren - und darüber hinaus, wenn die Moore nass bleiben - signifikante Mengen an Treibhausgasen. Gerade in den moorreichen norddeutschen Bundesländern sind ambitionierte Klimaschutzziele ohne eine schrittweise Wiedervernässung unserer Moore nicht erreichbar. Die Wiedervernässung von Mooren bildet demnach eine effiziente naturbasierte Lösung bei der Begegnung der Herausforderungen der Klimakrise und des Biodiversitätsverlustes.
5. Wie wird ein entwässertes Moor zu einem wiedervernässten MoorFutures-Moor?
Zu Beginn eines MoorFutures-Projektes stehen grundsätzlich einige hydrologische, bodenökologische und vegetationskundliche Untersuchungen. Es wird geprüft, in welchem Zustand die Moorböden und wie mächtig die Torfschichten sind, welche Pflanzen auf dem Moor wachsen, wie die Wasserversorgung im Gebiet ist und es wird abgeschätzt, ob eine Renaturierung des Moores unter den vorliegenden Bedingungen möglich ist. Ergibt die Prüfung eine Eignung als Projektgebiet, muss die Fläche gesichert und die Genehmigungslage geklärt werden. Mit einer projektspezifischen Planung werden die baulichen Umsetzungsschritte für das Projektgebiet vorbereitet. In der Regel muss ein Verschluss oder Rückbau von Entwässerungsbauwerken (Entwässerungsgräben, Pumpwerken, etc.) erfolgen. Im einfachsten Fall muss nur ein Graben verschlossen werden, damit das Wasser nicht mehr ungehindert abfließen kann und länger im Projektgebiet verweilt. In komplizierteren Fällen haben wir es mit einer Vielzahl von Gräben zu tun, die eine entwässernde Wirkung haben. In Hochmooren arbeiten wir mitunter mit Torfdämmen, wie man in unserem Projekt im Königsmoor sehen kann.
rund um MoorFutures
1. Welche Flächen sind für MoorFutures besonders geeignet?
Generell gilt: Jedes (wieder) nasse Moore leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Klimas sowie einer ganz besonderen Tier- und Pflanzenwelt. Als Durchschnittswert kann mit einer CO2-Vermeidung von 20-25 t CO2Äq pro ha und Jahr gerechnet werden.
Die minimale Torfauflage in einem MoorFutures-Moor sollte eine Torfmächtigkeit von 50 cm nicht unterschreiten. Die bislang trockengelegte und via MoorFutures wiedervernässte Moorfläche sollte eine Mindestgröße von 5-10 ha haben. Verallgemeinern lässt sich das jedoch kaum. Im Einzelfall können auch kleinere Flächen via MoorFutures wiedervernässt werden. Je größer die Fläche, desto preiswerter können die MoorFutures später zum Verkauf angeboten werden, da die Fixkosten (Projektplanung, Genehmigungsverfahren, bauliche Umsetzung der Wiedervernässung, wissenschaftliches Monitoring, Öffentlichkeits- und Bildungsmaßnahmen) in etwa konstant bleiben.
Wenn Sie ein derzeit landwirtschaftliches genutztes, trockenes Moor haben und wissen wollen, ob eine MoorFutures-Kooperation in Frage kommt, dann melden Sie sich gern bei den Markenrechtsträgern Ihres Bundeslandes.
2. Wie kommt der Preis für ein MoorFutures zustande?
Folgende Kosten sind bei der Wiedervernässung durch ein MoorFutures-Projekt zu berücksichtigen:
- Projektplanung,
- wasserrechtliche Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren,
- mögliche Entschädigungsleistungen für Nutzer:innen und Eigentümer:innen der Flächen,
- bauliche Umsetzungsschritte der Wiedervernässung (in der Regel Bau von Verwallungen, Rückbau der Entwässerungskanäle oder auch Abbau der Pumpwerke),
- wissenschaftliches Monitoring der Klimawirkung als Teil der Projektplanung und nach Umsetzung der Wiedervernässung des Moores nach 5 Jahren und anschließend alle 10 Jahre,
- Maßnahmen der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zum Thema Moor- und Klimaschutz.
- Dauerhafte Sicherung, Kontrolltätigkeit über einen Zeitraum über 30-50 Jahren sowie Nachbesserung bei erforderlichen Bautätigkeiten.
Der Preis eines MoorFutures errechnet sich aus einer Vollkostenkalkulation, die mit der Menge an erzeugten MoorFutures gegengerechnet wird. Der Verkauf der MoorFutures refinanziert so die gesamten Projektkosten und sichert die fachliche Begleitung der einzelnen Projekte über einen Zeitraum von 30-50 Jahren finanziell ab.
3. MoorFutures haben eine Laufzeit von 30-50 Jahren. Ist das nicht sehr lang?
MoorFutures haben den Anspruch, möglichst optimale Bedingungen im Moor herzustellen und die Renaturierung langfristig zu begleiten. Vor dem Hintergrund der Zeiträume, in denen die Moore einst entstanden sind, sind Laufzeiten von 50 Jahren nur ein Wimpernschlag. Jedes Jahr wächst die Torfschicht intakter Moore um etwa 1 mm. 10 cm Torfschicht sind somit 100 Jahre, 1 m über 1000 Jahre alt! Aufgrund des degradierten Zustandes der MoorFutures-Flächen vor der Vernässung benötigt die Natur längere Zeit, um natürliche Bedingungen wieder zu realisieren. Dabei werden verschiedene Entwicklungsstadien der Moor-Renaturierung durchlaufen.
4. Wie können diese langen Laufzeiten garantiert werden?
Die dauerhafte Wiedervernässung von Mooren erfolgt auf Basis der planerischen und rechtlichen Sicherung der Maßnahmen – im Regelfall durch die Projektzulassung im Rahmen des jeweils gebotenen Verfahrens sowie durch die Sicherung der dauerhaften Flächenverfügbarkeit.
Diese erfolgt entweder durch den Erwerb der Flächen zu Gunsten des jeweiligen Projektträgers (Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern; Flächenagentur Brandenburg GmbH; Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein; Niedersächsische Landesforsten) oder durch den Abschluss einer Gestattung über die Dauer der Projektlaufzeit. In beiden Fällen leistet eine Eintragung im Grundbuch einen weiteren Beitrag zur Gewährleistung der Dauerhaftigkeit der Projekte.